Nette Leit mit Ex-Taliban Gefangenem Herbert Fritz – Teil 2
Im zweiten Teil von Nette Leit erzählt Herbert Fritz was ihn nach Afghanistan geführt hat und wie er in die Gewalt der Taliban geriet. Er hat seine Geschichte niedergeschrieben und stellt bei uns auch eines seiner Bücher vor.
In Haft bei den Taliban
Das Gespräch kommt schnell auf ein ernstes Thema – es geht um seine Zeit in Gefangenschaft bei den Taliban in Kabul. “Man hat ausreichend zu essen bekommen, aber sehr einfach”, erklärt er. Als Häftling hätte er grundsätzlich dasselbe zu essen bekommen wie seine Wärter. “Reis war ein Hauptbestandteil unserer Mahlzeiten, aber wir haben manchmal auch Zusätzliches wie Kaffee, Tee oder Joghurt bekommen.” Trotz der harten Bedingungen betont er die Bemühungen der Bewacher, zusätzliche Versorgung zu organisieren. Sie hätten sich darum bemüht, er war ja im engeren Sinn eine Geisel und kein Strafgefangener. Man wollte einen gewissen Ruf gewahrt sehen, so sein Eindruck.
Herbert Fritz: “Wer um die Freiheit kämpft, der steht mir nahe”
Der Professor betont seine Begeisterung für Reisen allgemein, er sei lange nebenberuflich Reiseleiter gewesen. Seine Reisen nach Afghanistan oder den Irak hätten dann aber eher politische Hintergründe gehabt. Professor Fritz erklärt, dass sein Engagement für unterdrückte Völker bereits in den 70er-Jahren begann, als er sich für die Kurden im Irak einsetzte. Entstanden ist daraus das Buch “Kampf um Kurdistan”. Auf die Frage nach seiner politischen Ausrichtung erklärt Professor Fritz, dass er wertkonservativ sei, aber seine Überzeugungen nicht auf extreme Ideologien reduziert werden können. “Ich schätze die Freiheit und das Erhalten der Völker über alles”, sagt er. Das gehe über politische Grenzen hinweg, obwohl er sich selbst als deutschnational einordnen würde.
“Auch der dümmste Taliban weiß, seine Mutter ist eine Frau”
Moderator Helmut Berg spricht dann aktuelle politische Entwicklungen wie den Aufstieg nationalistischer Tendenzen in der EU und die Zukunft der Taliban in Afghanistan an. Professor Fritz unterstreicht die Notwendigkeit, verschiedene Perspektiven zu verstehen und miteinander zu kommunizieren. “Das Miteinander der Völker ist für mich ein Grundprinzip”, erklärt er. “Wir müssen die Völkervielfalt schätzen und schützen, auch bei verschiedenen Ansichten.” Nationalismus sieht er dabei nicht als Widerspruch, genauso wenig wie Ideologien, denn “nichts könne perfekt sein”. Auch bei den Taliban sieht er in den nächsten Jahren viel Potential für Veränderung, allerdings sei noch nicht klar, in welche Richtung es gehe. Er bemerke, dass es Tendenzen gäbe, Frauen dort mehr zu respektieren, wegen der Achtung ihrer Rolle als Mütter.
Abschließend äußert Professor Fritz seine Bereitschaft, auch im Alter neue Abenteuer zu erleben. “Ich habe immer noch den Drang, zu reisen und mich für gerechte Anliegen einzusetzen”, sagt er. “Solange ich kann, werde ich mich für Freiheit und Gerechtigkeit einsetzen.”