Nette Leit mit Mode-Unternehmerin Nina Stift – Teil 2
Im zweiten Teil von Nette Leit mit Nina Stift erklärt die Unternehmerin, wie sie die Herausforderung in der Pandemiezeit gemeistert hat. Außerdem erklärt sie, warum für sie das Engagement in der WKO NÖ von großer Bedeutung ist – und warum die Fehlerkultur hierzulande aus ihrer Sicht verbesserungswürdig ist.
Nina Stift und die rote “Coronahose”
Die Corona-Pandemie traf den Handel unerwartet und hart. Nina Stift beschreibt die anfängliche Schockstarre, als plötzlich alles auf Null gestellt wurde. Mit über 200 Tagen ohne Umsatz standen existenzielle Ängste im Raum, insbesondere hinsichtlich der Gehaltszahlungen für über 50 MitarbeiterInnen und der Lagerbestände. Jedoch zeigte sich Nina Stift von ihrer kreativen Seite. Sie erzählte von einer unerwarteten Idee, die sie dazu brachte, während des Lockdowns ein Videoformat mit einer roten Palmen-Jogginghose zu starten. Diese unkonventionelle Marketingstrategie erwies sich als Erfolg, wurde sogar als lustig empfunden und half dabei, Kunden zu binden sowie neue zu gewinnen, auch wenn die “Coronahose” heute natürlich Geschichte sei, wie sie auch erwähnt.
Onlinehandel, Konzerne – wie begegnet man dieser Herausforderung?
Während viele Unternehmen kämpften, konnte das Modehaus Tulln unter anderem dank der kreativen Anstrengungen überleben. Nina Stift betonte die Bedeutung persönlicher Beziehungen zu MitarbeiterInnen und KundInnen. Für sie sind MitarbeiterInnen nicht nur Angestellte, sondern Teil einer Unternehmerfamilie, die durch Zusammenhalt und persönliche Bindungen gestärkt wird. Als Folge der Pandemie musste sie keine Kündigungen aussprechen. Den Herausforderungen des Onlinehandels und großer Konzerne begegnet Stift über die Strategie Persönlichkeit, wie sie es nennt. Der persönliche Kontakt zu den KundInnen mache den Unterschied. Außerdem seien bei ihr so manch Wege kürzer, Änderungen könnten daher schneller umgesetzt werden als in größeren Unternehmen.
Stifts Position in der WKO NÖ: Schwierig, aber wichtig
In der Wirtschaftskammer NÖ ist die Unternehmerin Obfrau des Bereichs Mode- und Freizeithandel, andererseits aber auch Vizepräsidentin mit Fokus auf Belebung der Ortskerne. In ihrer Rolle setzt sie sich daher aktiv für die Belebung von Innenstädten und die Förderung des lokalen Handels ein. Der österreichische Onlinehandel störe sie gar nicht, es ginge mehr um Konzerne aus dem Ausland, die steuerschonend und nicht nachhaltig agieren würden. Manchmal, wie sie zugibt, erscheint ihr das allerdings eher wie der bekannte “Kampf gegen Windmühlen”. Ihre optimistische Einstellung und ihre Zuversicht basieren auf über 200 Jahren Familiengeschichte im Modehaus Tulln, die ihr die Kraft gibt, auch in schwierigen Zeiten positiv nach vorne zu blicken.
Zur Fehlerkultur: “Auch die eigene Tochter muss Fehler machen lernen”
Die Angst, Fehler zu machen und die Häme danach sind für die Unternehmerin große Hemmnisse im Entwicklungsprozess der MitarbeiterInnen. Sie nimmt dabei nicht einmal ihre eigene Tochter, die mittlerweie auch im Unternehmen arbeitet, aus. Hier kämen auch die Unterschiede zu den USA heraus. Regeln und Pflichten gehören allerdings aus ihrer Sicht genauso dazu, wenn auch nicht mehr so wie früher, aber sie betont, dass “es nicht geschadet” hätte. Nur Laissez-faire sei hier aus ihre Sicht nicht der richtige Weg, sagt sie mit Blick auf die jungen Generationen. Sie würde dann die Disziplin vermissen, ohne der man allerdings dann auch nicht zum Ziel käme.