Nette Leit mit Mode-Unternehmerin Nina Stift – Teil 1
Sie ist Vizepräsidentin der WKO NÖ und Unternehmerin in sechster Generation. Die Geschäftsführerin des Modehauses Stift in Tulln an der Donau erzählt, warum sie Ecommerce und Work Life Balance als kritisch betrachtet – und wo sie Chancen für den stationären Handel sieht.
Auf Nina Stifts T-Shirt prangen die simplen Worte “happy” – sie ist eine energiegeladene Unternehmerin, was Moderator Helmut Berg gleich zu Beginn verleitet, ihre Philosophie anzusprechen. Sie erklärt, dass sie als Unternehmerin und leidenschaftliche Geschäftsfrau in schwierigen Zeiten wie diesen nicht immer glücklich sein kann, aber die Leidenschaft für ihr Unternehmen und die Tradition, die es umgibt, halten sie motiviert. Was sie derzeit weniger happy macht, wird dann später zum Gegenstand des Talks.
Ecommerce: “Die Konsumenten müssen wissen, wo sie einkaufen”
Tradition spielte immer schon eine große Rolle im Leben von Nina Stift, deren Unternehmen jetzt seit über 200 Jahren besteht. Trotz der Herausforderungen, die die Pandemie mit sich brachte, ist sie stolz auf die Familientradition. Die aktuellen Herausforderungen des Einzelhandels, besonders der Onlinehandel und seine Auswirkungen auf die Innenstädte werden dann Gesprächsthema. Nina Stift betont die Bedeutung des lokalen Handels und die negativen Auswirkungen, die Ecommerce auf die Gemeinschaft haben kann. Das führe aus ihrer Sicht zu einem Domino-Effekt, der Zustände, ähnlich wie jenen aus Pandemiezeiten herbeiführen kann. “Jeder Mausklick vernichtet Innenstädte und Arbeitsplätze”, formuliert es die Vizepräsidentin drastisch. Im stationären Handel “menschle” es hingegen, so hält sie es zumindest in ihrem Modehaus.
Soziale Kontakte: Handel als Impulsgeber
Weitere Themen des Talks sind dann der Trend zu weniger Außenkontakten dank des Internets und zum billigen Einkaufen. Dieser Vereinsamung hält Stift engegen, dass der stationäre Handel ja genau der Impulsgeber sein könne, um dieser entgegenzuwirken. Denn hier könne ja die Basis fürs Knüpfen soziale Kontakte liegen. Zum Thema billig Einkaufen meint sie: “Lieber weniger und etwas höher im Preis kaufen, ganz bewusst”, denn dann habe man länger etwas davon und könne sich auch mehr leisten.
Work Life Balance: Arbeit und Freizeit ausenanderdividieren “seltsam”
Sie spricht über ihre Leidenschaft für das Geschäft, die sie seit ihrer Kindheit begleitet, und die wichtige Rolle, die ihre Eltern in ihrer beruflichen Entwicklung gespielt haben. Ein wichtiger Punkt in der Diskussion ist auch die Balance zwischen Arbeit und Leben. Die Vizepräsidentin kritisiert die Vorstellung, dass ein reduzierter Arbeitszeitumfang automatisch zu einem glücklicheren und erfüllteren Leben führt. Sie argumentiert, dass eine ausgewogene Work Life Balance zwar wichtig ist, aber nicht auf Kosten einer erfolgreichen Karriere und finanziellen Stabilität gehen sollte. Das Auseinanderdividieren von Arbeit und Freizeit sei für sie seltsam, denn Arbeit sollte als integraler Lebensbestandteil ja auch erfüllend sein. Sie schränkt allerdings auch ein, dass das nur gehe, wenn der Beruf auch entsprechend Spaß macht.