Nette Leit mit Doris Felber – Teil 1
Ein besonderer Ort, ein besonderes Gespräch: Wir sind bei Nette Leit wieder zu Gast im Boxclub “Bounce” im 16. Bezirk in Wien-Ottakring. Diesmal im Talk: Eine bemerkenswerte Frau, Doris Felber, Inhaberin der gleichnamigen Bäckereikette, deren Anfänge auch in Ottakring liegen.
Der kleine Anfang einer heute großen Kette
Moderator Helmut Berg, vor einer Auswahl von Backwaren sitzend, lenkt das Gespräch auf die Anfänge der Bäckereikette. Die Inhaberin erzählt von ebendiesen in den 50er Jahren, als ihr Mann und ihr Schwiegervater eine kleine Backstube in der Hasnerstraße übernahmen. Felber ist nicht nur selbst Bäckerin, sondern auch eine Frau mit einer bewegten Vergangenheit. Ursprünglich aus dem Marchfeld kommend, stammt sie von einem landwirtschaftlichen Betrieb mit eigener Bäckerei. Die Liebe führte sie nach Wien, wo sie sich nicht nur in die Backtradition einbrachte, sondern auch eine neue Heimat fand. Aber: Einfach war für sie die Gewöhnung an die Großstadt nicht, und sie gibt zu, mitunter auch Heimweh gehabt zu haben.
Videos von Felber in der Pandemiezeit gingen viral
Trotz etlicher Herausforderungen gelang es ihr, das Geschäft aufrechtzuerhalten und sogar auszubauen – und das trotz Krisen wie der Pandemie, wo die Bäckerin auch durch ihre unterhaltsamen Videos in den Medien aufgefallen ist. Sie beschloss, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und ihre Botschaft über die sozialen Medien zu verbreiten. Mit Witz und Charme erreichte sie ein breites Publikum und wurde zu einer Stimme für die Branche. Aber: Es gab auch Gegenwind, wie sie betont, gerade über die sozialen Medien. Sie konterte mir Richtigstellungen – und mit der Haltung, das zu überstehen.
Bäckerei: Handwerk und Leidenschaft kommen nicht zu kurz
Dann kommt die kreative Produktpalette der Bäckereikette ins Spiel, wo der “Alpengipfler” und die köstlichen Felber-Croissants natürlich nicht fehlen dürfen. Doch nicht alles ist so einfach, wie es aussieht – vegane Backwaren zu produzieren, sei nämlich eine besondere Herausforderung. Es wird klar, dass hier Handwerk und Leidenschaft miteinander verschmelzen. Leidenschaft, die auch mit über 400 MitarbeiterInnen und einem breiten Produktsortiment nicht verloren gegangen ist. Sie selbst arbeitet rund 60 Stunden pro Woche – und sieht sich als Botschafterin für ihr Handwerk und ihre Branche.
Bäckeresterben: Potentielle Nachfolger stellen andere Anforderungen
Angesprochen auf das Sterben der Kleinbäckereien meint die Unternehmerin, dass die jüngeren Generationen an das Geschäft andere Anforderungen stellen würden – Stichwort Freizeit und Digitalisierung. Personal sei teuer, Ausfälle schwer zu kompensieren – deswegen scheitere es hier oft an der Nachfolge. Einer Arbeitszeitverkürzung kann sie grundsätzlich etwas abgewinnen, jedoch aufgrund der Krisensituation sei dies derzeit nicht aktuell. Schauen Sie nächste Woche wieder rein zum 2. Teil des Talks mit Doris Felber, wo es über ihre Philosophie, wie sie sich durch das Leben “boxt”, sich neue Ideen holt, über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und über das vernachlässigte Thema Altersarmut geht.