Nette Leit mit Chefredakteur Tibor Pásztory – Teil 1
Tibor Pásztory ist neuer Chefredakteur des “Börsenkurier” und dieses Mal bei Nette Leit zu Gast. In der Kulisse des Theaters Nestroyhof erzählt er von der Rolle des “Börsenkurier” für seine Leserschaft und warum ÖsterreicherInnen schon aus historischen Gründen konservativ mit ihrem Geld umgehen.
Börsenkurier: Traditionsreiches Blatt mit neuem Chefredakteur
Besonderes Gesprächsthema war finanzielle Kultur der ÖsterreicherInnen. Der Chefradakteur beschrieb die ÖsterreicherInnen zwar als risikoavers, wenn es um Geldanlagen wie Aktien geht, aber risikofreudig beim Aufnehmen von Krediten, beispielsweise in ausländischen Währungen, was anderswo völlig unüblich sei. Und hier käme die Bedeutung des Börsenkuriers ins Spiel – nicht als beratendes, sondern informierendes Medium: Menschen über finanzielle Themen aufzuklären und ihnen zu helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen – das sei das Ziel des “Kuriers”. “Was machen Unternehmen überhaupt – und wie geht es dort weiter?”, das seien die Fragen, die man beantworten möchte.
Warum ÖstereicherInnen beim Geld besonders vorsichtig sind
Pásztory weist aus seinem historischen Verständis darauf hin, dass das fehlende Vertrauen der ÖsterreicherInnen in Aktien auch auf historische und psychologische Faktoren zurückzuführen sein könnte. Man zählte zu den führenden Städten der Welt und hatte einen tiefen Absturz zu verkraften. Der Zerfall der Monarchie habe damals bei vielen ein unterschwelliges Gefühl der Unsicherheit hinterlassen, das bis heute nachwirke. Um dem entgegenzuwirken, brauche es mehr Selbstverantwortung, die aber bis heute fehle, weil sie nicht gelehrt werde.
Haßliebe der Vorfahren zu Juden
Das traditionsreiche Theater Nestroyhof übrigens, gelegen in der Praterstraße, hat eine tiefe historische Verbindung zur jüdischen Kultur Wiens, die bis 1938 dort blühte. Herr Pásztory erzählte in diesem Zusammenhang eine persönliche Geschichte über seinen Großvater, der während des Zweiten Weltkriegs 13 Juden vor den ungarischen Nazis rettete, obwohl er Zeit seines Lebens über Juden schimpfte – bemerkenswerterweise sogar nach der Heldentat, die sogar Simon Wiesenthal würdigte.
Über das Thema finanzielle Selbstverantwortung und die mangelnde Verankerung von Finanzwissen im Schulsystem wird es im zweiten Teil von Nette Leit mit dem neuen Chefredakteur gehen. Seien Sie wieder mit dabei!