Nette Leit mit Chefredakteur Tibor Pásztory – Teil 2
Tibor Pásztory ist der neue Chefredakteur des “Börsenkurier”, der österreichischen Finanzwochenzeitung, die nun seit 102 Jahren besteht. Im zweiten Teil von Nette Leit geht es nun um Grundregeln der Anlage sowie um die Selbstverantwortung, die bei Jugendlichen nicht immer im richtigen Ausmaß vorhanden ist.
Pásztory: Wohlstand verpönt, Neid stark ausgeprägt
Der neue Chefredakteur verweist darauf, dass bei uns der Besitz von Vermögen kritischer gesehen wird als in anderen Ländern, der Neid sei hier ein großer Faktor. Umso wichtiger sei Information, wo er seine eigene Zeitung gefordert sieht, aber auch andere Instanzen wie die Politik, die hier nicht viel Aufklärungsarbeit leisten würde. Letztlich ginge es ja auch um die kleinen SparerInnen, die den Wert ihres Geldes erhalten oder idealerweise sogar vermehren möchten – im Zeitalter der Inflation eine besondere Herausforderung.
Aktien und Anlagen: “Legen Sie nur an in Dinge, die Sie verstehen!”
Pásztory betonte die Notwendigkeit, dass Menschen sich aktiv mit der Frage auseinandersetzen, wie sie ihr Geld sinnvoll anlegen können – unabhängig davon, ob es sich um kleine oder große Beträge handelt. Entscheidungen müssen aber hier getroffen werden, und sie sollten zugunsten jener Unternehmen ausfallen, bei denen möglichst klar ist, was diese eigentlich tun. Geschäftsmodelle sollten nachvollziehbar sein.
Börsenkurier hat “positive Grundhaltung”
Der Chefredakteur sieht im Moment eher Tendenzen zu unruhigen Zeiten in der globalen Wirtschaft. Restriktionen im Welthandel, die Konkurrenz durch China und der Nicht-Glaube Europas an sich selbst seien gewichtige Faktoren. Krisen im Sinne von fallenden Aktienkursen sieht er auch als Chance, denn ein ewiges Wachstum gäne es nicht, und niedrige Kurse würden Kaufanreize bieten. Das gehöre zum Investieren dazu – und wird auch so im Blatt vermittelt, und zwar nicht mit einer negativen Grundhaltung.
Finanzielle Selbstverantwortung kein Thema im Schulsystem
Ein weiteres Thema, das zur Sprache kam, war die Notwendigkeit, Finanzbildung bereits in der Schule zu verankern. Viele junge Menschen, so Pásztory, haben keine ausreichenden Kenntnisse im Umgang mit Geld, was häufig zu finanziellen Schwierigkeiten führt. Hier sieht er auch die Eltern in der Verantwortung, ihren Kindern den verantwortungsvollen Umgang mit Geld beizubringen. Die Verfügbarkeit von elektronischem Geld statt dem Bargeld wäre dabei auch ein Faktor, denn er suggeriert dauernde Verfügbarkeit und erleichtere so die Verschuldung. Die Jugendlichen sieht er dabei aber nicht in der Schuld, eher die Erziehungsberechtigten, die nicht aktiv werden würden.