Nette Leit mit Teichtmeister Strafverteidiger Mayer – Teil 2
Im Theater Nestroyhof fand der zweite Teil von Nette Leit mit dem prominenten Strafverteidiger Dr. Rudolf Mayer statt. Diesmal im Blickpunkt: Die Rolle der Medien in seinen Prozessen, das heikle Thema Migration und die Wirkung der sozialen Medien auf Jugendliche.
Medien: Gerechtigkeit vs. vorgefasster Meinung
Dr. Mayer beschreibt, dass es für einen Anwalt unerlässlich sei, die Medienpräsenz und die Vorurteile, die durch Berichterstattung entstehen können, im Auge zu behalten. Besonders in unserer heutigen, stark mediengetriebenen Gesellschaft sei es schwierig, ein negatives Bild, das bereits vor einer Verhandlung geformt wurde, zu revidieren. In den 70er und 80er Jahren war der Einfluss der Medien wesentlich geringer, aber heutzutage erschwert die Vielzahl an Berichterstattungen – insbesondere über Gewaltverbrechen und Korruptionsfälle – die Wahrung der Unvoreingenommenheit.
Migration und der Wertekonflikt – und was das mit Straftaten zu tun hat
Der Einfluss der Zuwanderung auf die Kriminalität in Österreich wurde dann zum Gesprächsthema. Der Anwalt berichtete von seinen Erfahrungen und erwähnte, dass der Anteil der ausländischen Klienten während Laufbahn stark gestiegen sei. Auch würde sich die Allgemeinheit stärker für solche Fälle interessieren als früher. Leider gäbe es gute Werte in der Gesellschaft, die aber spürbar an Boden verloren hätten. Kompromisse würden gerade in anderen Kulturkreisen viel leichter als Schwäche ausgelegt. Die Meinung der Menschen ändere sich eben leider nicht, wenn diese unseren Staat betreten, gibt Dr. Mayer zu bedenken, der sich mit dieser Auffassung ins rechte Eck gedrängt sieht. Das habe ihm schon mehrmals negatives mediales Echo und Shitstorms eingebracht, was er allerdings in Kauf nimmt.
Mayer: Die “Präpotenz” des Westens – und wie dies Migration erschweren würde
Der Strafverteidiger ist der Ansicht, dass es entscheidend sei, mit den betroffenen Menschen in den Dialog zu treten, um ihre Denkweise zu verstehen – was aber aus seiner Sicht nur dann Chancen auf Erfolg hat, wenn man ihre Sprache spricht und ihrer Religion angehört, sich also möglichst stark an sie annähert. Den westlichen Ansatz, demokratische Werte ohne diese Voraussetzungen in andere Kulturkreise zu exportieren, sieht er kritisch, auch LBGQT+ als Stadt Wien zu propagieren, sieht er als nicht hilfreich, denn das führe seiner Meinung nach nur weiter zu einer Entzweiung.
Soziale Medien als Beschleuniger des Individualismus
Jugendliche und der zunehmende Individualismus im Zusammenhang mit sozialen Medien sind für den Anwalt ebenso ein heißes Thema. Er schildert einen Fall, in dem Jugendliche einen „Prank“ (auf Deutsch: Streich) begingen, der in eine brutale Misshandlung ausartete und anschließend in den sozialen Medien verbreitet wurde. Mit daran beteiligt war sein Klient, ein 17jähriger Jugendlicher, der als Motiv angab, noch nie so viele “Likes” für irgendeine Aktion in den sozialen Medien erhalten zu haben. “Es hat zwei Monate gedauert, bis ich ihm klarmachen konnte, welche Tragweite das für das Opfer hatte”, gesteht der Strafverteidiger ein. Die Eltern nimmt er hingegen dabei nicht so sehr in die Pflicht, denn den Zugang zum Internet zu regulieren, sei keine so einfache Sache.
Am Ende des Talks gab es noch ein kleines Plädoyer für die Rolle des Strafverteidigers: Es gehe nicht darum, die Taten der Angeklagten zu rechtfertigen, sondern sicherzustellen, dass der Prozess fair abläuft und dass nur derjenige verurteilt wird, der tatsächlich schuldig ist. Und es gehe auch nicht um Schuld oder Unschuld, sondern um Rechtsstaat und Gerechtigkeit.