Nette Leit mit Ex-Taliban Gefangenem Herbert Fritz – Teil 1
Prof. Dr. Herbert Fritz ist Weltenbummler und Abenteurer. Aktuell recherchiert er zu seinem 5. Buch und geriet dabei 2023 für neun Monate in Haft der afghanischen Taliban, was ihm eine gewissen mediale Aufmerksamkeit bescherte. Bei Nette Leit erzählt er über die Haftbedingungen und seine entbehrungsreiche Zeit in Afghanistan.
Herbert Fritz: Handyfoto führte zur Verhaftung
Seine Reise nach Afghanistan war nicht zuletzt durch seine lange Verbundenheit mit dem Land motiviert. Bereits 1987 besuchte er das Land zum ersten Mal während der russischen Besatzung. Sein Interesse galt bei der verhängnisvollen Reise 2023 vor allem den dortigen Entwicklungen seit dem Rückzug der Amerikaner im Jahr 2021, einem markanten Wendepunkt, der ihn dazu bewegte, seine Erfahrungen in einem Buch festzuhalten zu wollen. Die Umstände seiner Festsetzung in Kabul waren bizarr. Nachdem auf seinem Handy ein Foto mit einem afghanischen Politiker – allerdings aufgenommen in Österreich – gefunden wurde, wurde er verhaftet und geriet damit in die Fänge des Regimes. Eines kommt im Gespräch mit Moderator Helmut Berg aber deutlich heraus: Angst hatte er in dieser Situation keine.
Bei den Taliban in Gefangenschaft: “Nicht nur Negatives”
Während dieser Zeit durchlitt er physische und psychologische Strapazen. Psychologisch beschreibt er als besonders schlimm, dass er nur 20 Minuten Tageslicht pro Woche zu Gesicht bekam – und keine Infos darüber hatte, wie es denn jetzt weitergehen würde. Ansonsten beschreibt der furchtlose Abenteurer seine damalige Situation aber als erträglich – Hungerleiden blieb ihm erspart, sogar auf Zusatzwünsche wurde teilweise eingegangen. Besonders beeindruckend für Herrn Fritz waren die Begegnungen mit anderen Gefangenen, darunter zwei hochintelligente Amerikaner, die trotz ihrer Lage eine erstaunliche geistige Stärke zeigten. Und bis zum heutigen Tag dort immer noch in Haft sitzen.
Im 2. Teil von Nette Leit geht es darum, wie Herbert Fritz die Taliban-Gefangenschaft erlebt hat – und um seine politischen Ansichten angesichts der derzeitigen Entwicklungen.